Line ist 8 Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern Aurélie und Olivier und ihrem kleinen Bruder Martin in Rueyres-St-Laurent (FR). Zwischen Schule, Chorgesang, Zumba und dem Leben auf dem Bauernhof hat sie ein ausgefülltes Leben. Line ist temperamentvoll und frech und hat einen starken Charakter. In vielerlei Hinsicht erinnert Line uns an Mia, die Heldin unseres Jugendbuchs – eine schöne Anspielung. Ihre Familie hat sich bereit erklärt, dieses Jahr für den Telethon zu werben, da sie von der Solidarität, die sie bei ihrer Online- Spendenaktion im letzten Jahr erfahren hat, sehr bewegt war.
Seit sie 18 Monate alt ist, wird Line gegen spinale Muskelatrophie Typ 2 behandelt. Spinraza wird ihr dreimal im Jahr mittels Lumbalpunktion verabreicht. Dieses Protokoll erfordert eine Betäubung, vorherige körperliche Tests zur Messung der Muskelentwicklung und eine strenge Organisation. « Man ist sich nicht bewusst, was das bedeutet, ich selbst am wenigsten », gesteht ihre Mutter Aurélie. Jede Injektion ist ein stressiger Moment, dem Line mit Mut und Hoffnung begegnet.
Die Behandlung hat nicht nur die Muskelschwäche aufgehalten, sondern Line auch Fortschritte ermöglicht: Sie kann eine Schachtel öffnen, isst mit mehr Appetit und hat mehr Kraft in den Armen. Das sind einfache Handgriffe, aber für ihre Familie sind sie echte Erfolge. « Wenn man sieht, dass sie etwas schafft, was sie vorher nicht konnte, ist das wunderbar. »
Der Weg zur Diagnose war nicht einfach. Zunächst von der medizinischen Fachwelt ignoriert, wurden Aurélies Zweifel glücklicherweise in der Physiotherapie ernst genommen. Es folgten Tests in der Neuropädiatrie in Freiburg und dann in Bern (einem der sieben Referenzzentren für seltene genetische Erkrankungen in der Schweiz) und die Bestätigung einer genetischen Erkrankung. Aurélie war zu diesem Zeitpunkt mit Martin schwanger und musste sich einer dringenden Fruchtwasseruntersuchung unterziehen. « Wir waren im Überlebensmodus. Ich weiss nicht, wie ich das geschafft habe, aber ich durfte nicht aufgeben. » Glücklicherweise ist Martin wie seine Eltern gesunder Träger des Gens.
Heute lebt die Familie mit der Krankheit, ohne sich davon einschränken zu lassen. Obwohl die zahlreichen Arzt- und Therapietermine den Familienkalender stark belasten, lebt Line ihr Leben als Schülerin mit ihren Aktivitäten und Wünschen, genau wie ihr Bruder Martin. « Wir sind eine glückliche Familie. Nur weil wir ein behindertes Kind haben, leben wir nicht in Tränen. » Aurélie und Olivier möchten, dass die Behinderung ohne Übertreibung oder Mitleidsbekundungen, sondern mit Genauigkeit und Menschlichkeit dargestellt wird. Line wird wie ihr Bruder erzogen, mit denselben Regeln und denselben Anforderungen. «Keine Schutzblase, keine Unterschiede. »
Aurélie verfolgt die Fortschritte der Forschung, tauscht sich mit anderen Eltern in der Schweiz und in einer internationalen Facebook-Gruppe aus und hofft, dass eines Tages eine Heilung gefunden wird. Auch die 8-jährige Line gibt die Hoffnung nicht auf: « Es wäre schön, wenn sie ein Medikament für alle seltsamen Krankheiten finden würden. »